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Gedanken zum Tod




Tagein und tagaus leben wir unser Leben. Wir sind von Hektik geplagt, wollen möglichst viele Dinge auf unserer To-Do-Liste abhaken, wollen möglichst erfolgreich werden, ein Haus bauen, eine Familie gründen, uns selbst verwirklichen, unsere Träume leben und und und. Die Frage ist jedoch: Warum tun wir das? Oftmals verschwenden wir keinen Gedanken dahinter, wozu wir das alles tun. Oftmals verdrängen wir irgendwo, dass unser Leben begrenzt ist. Irgendwann wird er jeden von uns holen, egal wie viel wir in unserem Leben erreicht haben. Was mir deswegen ziemlich Angst bereitet ist, dass wir uns nicht unseres begrenzten Lebens bewusstwerden. Das führt dann oftmals dazu, dass wir unser Leben verschwenden, nicht in vollen Zügen genießen können. Dass wir einen Lebensweg einschlagen, der nicht zu uns passt, dass wir die Träume anderer Menschen verfolgen, ohne jemals zu erfahren, was wir eigentlich wollen und wer wir eigentlich sind. 
Nun habe ich also zwei Extreme von Lebensstilen gegenübergestellt: Erstere sind die, die nach Selbstentfaltung streben und sich intensiv mit Persönlichkeitsentwicklung auseinandersetzen. Letztere dagegen, sind Menschen, die die Mehrheit ausmachen, weil sie nur in den Tag hineinleben, ohne Sinn, Zweck oder Ziel. Die im wahrsten Sinne ihre wertvolle Lebenszeit vergeuden. Man könnte die ersten besonders preisen, weil sie wenigstens etwas Sinnvolles mit ihrem Leben anfangen und auch ich strebe danach, irgendwann mal so zu sein. Angesichts der Frage: „Was würdest du tun, wenn du wüsstest, dass du bald sterben würdest?“ beginnt man erstmal eine wahre Sinnkrise zu erleben. Man denkt darüber nach, worauf es im Leben wirklich ankommt und versucht mit seiner begrenzten wertvollen Lebenszeit noch etwas Schönes zu tun. Man verabschiedet sich von den vielen Dingen, die einem nur Energie geraubt und geschadet haben. Man trennt sich von Menschen und Dingen, die das Leben eher beschweren als erleichtern. Das alles ist sinnvoll und wir sollten uns immer mal wieder diese Frage stellen. Denn dadurch gewinnt man eine neue Perspektive. All die Kleinigkeiten und Wehwehchen im Alltag erscheinen gar nicht mehr so schlimm. Bzw. wollen wir uns mit diesen nicht beschäftigen, wenn wir wüssten, dass wir nicht mehr lange auf dieser Erde verweilen würden.

Ich habe mich natürlich auch gefragt, was ich tun würde, wenn mich der Sensenmann bald holen würde. Ich denke, ich würde die Dinge tun wollen, die ich schon immer mal machen wollte. Dinge, die ich mir niemals zugetraut habe, die aber wahnsinnig wertvollen Erfahrungen darstellen können. Es sind doch besonders diese Erlebnisse, die das Leben prägen nicht wahr? Was würde ich sonst tun wollen? Ich würde mir die Wünsche, soweit es mir möglich ist, erfüllen. Und vor allem würde ich noch ganz viel Zeit mit geliebten Mitmenschen verbringen und ihnen zeigen, wie wichtig sie mir sind. Selbstverständlich würde ich mich von jeglichen Pflichten trennen, mir keine Sorgen mehr um Alltagsprobleme machen und sowieso versuchen, das Leben so gut wie es geht zu genießen. Auch Acht geben auf die kleinen schönen Dinge und sie mir sorgfältig einprägen. Und nicht zuletzt würde ich die Dinge tun, die ich am liebsten habe, bevor es endgültig mit mir aus ist. Das Leben eben in vollen Zügen genießen. Mich vielleicht auch fragen, was nun der Sinn in meinem Leben ist. All mein Leben noch einmal in Schnelldurchlauf im Kopf durchgehen, aber nichts bereuen, sondern akzeptieren, dass es auch schlechte Dinge in meinem Leben gegeben hat. Inneren Frieden mit mir schließen. Und vor allem eben akzeptieren, dass es Dinge gibt, die man nicht ändern kann. So auch der unvermeidliche Tod. Sich nicht davor fürchten, sondern irgendwie versuchen etwas Positives daran zu sehen. Dass, indem ich mir bewusst bin, wie kostbar mein Leben ist, meine letzten Augenblicke besonders ausschöpfe.

Ich glaube, jeder hat Angst vor dem Tod. Obwohl er all gegenwärtig ist, stellt er immer noch ein Tabu dar. Dabei gehört der Tod ebenso zum Leben dazu genauso wie Geburt und Liebe. Aber weil der Tod eben vermeintlich das Ende des Lebewesens bedeutet, also negativ gewertet wird, schweigt man lieber darüber. Dabei wäre es gut, darüber zu reden, sachlich und zu sehen, dass man keine Angst davor haben sollte. Fakt ist doch, dass irgendwann alles zu Ende ist. Das ist eine Sache, die so schmerzhaft ist, aber dennoch akzeptiert werden muss. Man kann sie nicht ändern. Da hilft nicht viel Sorge und Trauer, denn somit machen wir es uns schwer. 
Wie so oft zählt doch: Nicht die Dinge sind so schrecklich, doch die Deutung und der Umgang mit diesen, machen sie erst zu etwas Negativem. Geburt und Tod sind zwei vollkommen natürliche Vorgänge im Lebenszyklus unserer Welt. In der Natur sieht man es doch am besten an den Jahreszeiten: Der Frühling stellt die Wiedergeburt der Natur dar. Neue Knospen bilden sich, Tiere erwachen aus dem Winterschlaf. Es ist eben wie ein Neuanfang. Im Sommer haben wir unsere Hochzeit. Alles ist besonders grün und der Himmel so blau und schön, dass wir alles Unschöne vergessen können. Das wäre die Blütezeit in unserem Leben. Unsere Entwicklung entspricht dem Übergang vom Frühling zum Sommer bis hin zum Herbst. Letzterer verweist auf das Altern, auf Reife und verdeutlicht uns schmerzhaft, dass irgendwann alles vorbei sein wird. Die Blätter verfärben sich, sie fallen vom Boden, sie sterben ab. Schlussendlich erreichen wir den Winter, der symbolisch das Ende des Lebens darstellt. Alle Bäume sind kahl, die Tiere ziehen sich zurück, die Kälte kommt und entzieht den Lebewesen alle Wärme. Der Winter könnte gleichbedeutend mit dem Ende der Lebewesen in Verbindung gebracht werden. Doch wie jedes Leben wieder neu geboren wird, wiederholt sich auch der Naturzyklus in Form der Jahreszeiten.

In der Natur gibt es nichts zu betrauern, hier wird der Tod als selbstverständlich wahrgenommen. Es muss immer irgendetwas sterben, damit etwas Neues zum Leben erwacht. Stellen wir uns doch nur vor, es gäbe diesen Lebenszyklus nicht? Ich denke es ist ersichtlich, dass alles in Chaos versinken würde. Wohin mit all den Lebewesen, wäre meine erste Frage? Und ist es nicht die Vergänglichkeit, die unser Leben so kostbar und einzigartig macht. Stellen wir uns doch mal die Frage, was wäre, wenn wir unendlich lange leben würden. Schon seit jeher streben die Menschen doch innerlich danach unsterblich zu sein. Weil sie Angst vor dem Tod haben. Weil sie ewig am Leben bleiben wollen. Aber seien wir mal ehrlich. Irgendwann wird man sicherlich des Lebens müde sein. Ehrlich gesagt könnte ich es mir weder vorstellen, irgendwann tot zu sein noch unsterblich. Denn auch die Unsterblichkeit macht mir große Angst. Weil ich mir auch von der Unsterblichkeit keine wirkliche Vorstellung machen kann genauso wenig von der Unendlichkeit oder dem Tod. Ist es das wirklich, was ich will, unsterblich sein? Um der Angst vor dem Tod zu entkommen? 
Ich kann mir natürlich jetzt noch nix davon vorstellen. Erst, wenn ich ein Gefühl dafür bekomme, ewig am Leben zu sein, kann ich wirklich darüber ein Urteil fällen. Unsterblichkeit macht aber auch deutlich, dass das Leben eben niemals endet. Daraus folgt, dass das Leben nichts Wertvolles mehr ist. Es ist selbstverständlich. Lohnt es sich dann überhaupt noch Träume und Ziele zu erreichen? Ich weiß nicht, irgendwann käme einem das Leben doch irgendwie sinnlos vor. Der einzige Sinn bestünde nur darin, irgendwie die Zeit herum zu kriegen. Aber selbst das funktioniert nicht. Wer unsterblich ist, hat unendlich viel Zeit. Ich denke, eine sehr lange Zeit, würde man sich nur langweilen und nichts tun. Mal ernsthaft, ist das wirklich erstrebenswert? Möchte man so etwas überhaupt? Ist das überhaupt noch ein Leben frage ich mich? Würde man das nicht lieber gegen ein begrenztes Leben tauschen, wo man wenigstens noch den Reiz hat dem Leben ein Sinn zu geben?

Darüber weiter nachzudenken, würde mich glaube ich verrückt machen, weil es meinen Verstand einfach übersteigt. Aber auch über den Tod zu philosophieren ist etwas, was mich sehr verwirrt. Kommen wir noch mal zum Punkt, dass der Tod etwas Natürliches ist, nichts Positives oder Negatives, vielmehr einfach sinnvoll ist. Um eben altes Leben auszulöschen, damit Platz für Neues da ist, ist doch klar. Doch wir Menschen sind emotional und daher geben wir auch dem Tod einen emotionalen Anstrich. Weil der Tod unser Ende bedeutet und weil der Tod uns geliebte Menschen entreißt, kann er von uns nicht objektiv betrachtet werden. Weil wir mit dem Tod immer Verlust machen, stellt er für uns etwas dar, wovor wir Angst haben und wodurch wir leiden müssen. Wenn ein Mensch, der mir nahesteht, aufhört zu existieren, würde ich vor Trauer zusammenbrechen. Ich wüsste nicht, wie ich damit umgehen würde. Manche gehen soweit zu sagen, dass sie so nicht leben können und folgen ihren geliebten Menschen in den Tod. Aber ist es so, dass wenn wir jemanden permanent verlieren, dass wir nicht mehr weiterleben können? 
Die Vorstellung ist grauenhaft, besonders, wenn ich an meine Mutter und an meinen Freund denke. Ich will nicht ohne sie leben, aber früher oder später wird es passieren. Nun könnte man sagen, okay es ist schlimm einen Freund oder einen Liebespartner zu verlieren, aber darf man als Mensch in der Lage ist Liebe und Zuneigung zu anderen Menschen zu empfinden, wird man irgendwo neue Menschen finden, die den Platz der verstorbenen Person einnehmen kann. Ich will nicht sagen, dass sie als Ersatz dienen, aber man wird schon andere wichtige Menschen kennen lernen. Nur allein bei den Eltern habe ich so meine Zweifel. Denn man hat nur diese Mutter oder diesen Vater, die einen ein Leben lang begleitet haben. Ich glaube, da ist es besonders schmerzhaft, wenn von heute auf morgen ein Elternteil geht. Aber auch da muss der Tod nicht das eigene Ende bedeuten. Man wird erwachsen und gründet eine eigene Familie.
 Natürlich ist diese nicht gleichbedeutend mit der Herkunftsfamilie, aber mindestens genauso wichtig. Wenn man also wenigstens eine eigene Familie hat, wird man nicht am Tod der Eltern zugrunde gehen. Deswegen denke ich, dass es natürlich viel Leid und Trauer mit sich bringt, wenn man so wichtige Menschen für immer verliert. Besonders am Anfang glaubt man, so nicht mehr weiter leben zu können. Aber im Endeffekt wird es auch immer andere Menschen geben, für die es sich zu leben lohnt. Sowieso impliziert dieser Gedanke „ohne einen anderen nicht leben zu können“, dass man sich von diesem abhängig macht. Dass das Leben ohne diesen nicht lebenswert ist. Aber man sollte nicht für andere leben, zumindest nicht primär, sondern vor allem für sich. Wenn also jemand stirbt, dann lebt man auch irgendwo für den anderen weiter und dieser andere lebt in einem selbst weiter, weil man sich an ihn erinnert.

Das ist eine Sache, die man sich vergegenwärtigen muss, um den Tod zu bewältigen. Man kann auch ohne den anderen leben, man sollte es tun. Und man muss sich nicht von anderen abhängig machen. Und eine zweite Sache, die wichtig ist, um den Tod eines anderen zu verarbeiten: Akzeptanz. Ich habe vorhin davon schon geschrieben, dass es Dinge gibt, die man nicht ändern kann. Nicht immer ist es ratsam Widerstand zu leisten und Veränderungen einführen zu wollen. Es wäre sinnlos dies zu tun. Es gibt eben Dinge, die lassen sich nicht verändern. Man kann bspw. andere nicht verändern, man kann Dinge aus der Vergangenheit nicht rückgängig machen, die Zukunft nicht kontrollieren und es wird immer böse Dinge und Menschen auf der Welt geben. Und am wichtigsten: Man kann dem Tod nicht entkommen und man kann nichts dagegen tun, dass man Menschen verliert. So ist es eben. Und wenn man sich das auch immer vor Augen hält, es zunehmend akzeptiert, kann man den Tod eines anderen auch besser ertragen. Oder wenn man ganz hart ist, versucht man darin auch irgendwie etwas Positives zu sehen: Vielleicht bekommt der andere eine neue Lebenschance oder lebt dann an einem glücklicheren Ort in Frieden. Das sind natürlich Spekulationen, aber vielleicht helfen sie ein wenig, um das alles besser zu verarbeiten.

Und vor allem wichtig erscheint mir, auch die Angst vor dem Tod zu nehmen. Warum fürchten wir uns überhaupt vor dem Tod? Einerseits, weil wir denken, dass wir dann nicht mehr existieren. Stellen man sich das vor, dann wird man verrückt. Weil es eben über den Menschenverstand geht. Alles was wir kennen ist existent. Dinge, die nicht existieren, sind nicht von Belang. Im Endeffekt beschäftigen wir uns auch nicht mit der Nichtexistenz, höchstens in Form von Geistern etc. Aber daran glauben ja die wenigsten. Und ein anderer Grund, warum wir den Tod am liebsten verdrängen wollen ist die Tatsache, dass wir einfach nicht wissen, was nach dem Tod kommt.

Die zweite Sache ist mit dem ersten Aspekt verbunden. Wir gehen doch vorwiegend davon aus, dass nach dem Tod nichts kommt. Dass wir einfach nicht mehr existieren. Aber wir können es nie genau wissen, weil wir die Toten nicht fragen können. Höchstens können uns Nahtod-Erfahrungen etwas mehr Licht in Dunkel bringen. Dann erzählen die Leute davon, dass sie ihr Leben an sich vorüberziehen sahen oder ein grelles, weißes Licht erblickten. Das klingt ja alles schön und gut, aber was würde denn nach dem Tod an sich passieren. Darüber können sie uns keine Auskunft geben. Im Mittelalter glaubte man ja, dass man entweder in den Himmel oder in die Hölle kommt. Im Buddhismus hält man an der Wiedergeburt fest. Das sind nur zwei Glaubensvorstellungen vom Tod, aber sie implizieren, dass der Tod nicht das Ende ist. Er ist der Anfang von einer neuen Existenzform. 
Irgendwo geht es also weiter, ob nun in Form eines neuen Körpers oder einer neuen Existenzart. Deswegen geben einem ja diese Vorstellungen Kraft und nehmen ein Stückchen die Angst vor dem Tod. Wenn wir wissen, was danach passiert und wenn wir vor allem die Erkenntnis haben, dass wir weiter existieren, fürchten wir uns gleich weniger vor dem Tod. In einem steigt vielleicht gewisse Neugierde oder Euphorie, weil man es kaum abwarten kann, zu erfahren, ob das alles stimmt. Aber so denken sicherlich die wenigsten von uns. Auch ich bin nicht gläubig, aber irgendwo hoffe ich darauf, dass wir nicht nach dem Tod aufhören zu existieren. Man hat selbst die Entscheidung, wie man mit dem Tod umgeht. Sieht man ihn als endgültiges Ende, was ungewiss ist, hat man eben Angst. Betrachtet man den Tod aber als Neubeginn für etwas Anderes und glaubt wirklich daran, ist der Tod weniger ängstigend.

Was könnte es noch für andere Möglichkeit geben, außer, dass wir entweder nach dem Tod weiter existieren oder aufhören zu sein? Wir könnten nicht einfach nur ins Jenseits gebracht werden, vielleicht existieren wir zwar irgendwo weiter, aber nicht mehr als etwas Eigenständiges mit Körper. Eine Möglichkeit sehe ich darin, dass man mit der Natur oder dem Universum verschmilzt, wie es ja auch das höchste Ziel im Buddhismus ist. Es ist also das Nirwana.

Nun kann man darüber streiten, ob man dann existiert oder nicht existiert. Laut dem Nirwana jedoch löst man sich auf und wird Teil des Universums. Demnach hört die Existenz eigentlich auf. Woran kann man das überhaupt festmachen? Dass etwas existiert suggeriert, dass es wahrnehmbar ist. Dass es eine Form hat? Es gibt aber sicherlich Dinge, die man nicht sehen kann. Also abgesehen von der Wahrnehmung einfach alles was lebt. Selbst Geister, die man nicht mit den Augen einfangen kann, leben, wenn man denn an sie glaubt. Muss Existenz auch Bewusstsein mit sich ziehen? Aus menschlicher Perspektive sicherlich. Wenn man sich nicht bewusst ist, wie kann man dann sagen, dass man lebt. Nun ist das aber auch kritisch zu sehen, weil auch Bäume leben, aber ganz bestimmt kein Bewusstsein haben. Auch viele Tiere, die eher als Lebewesen gelten, erkennen sich nicht selbst. Sie haben nicht einmal ein bestimmtes Bewusstsein. Übrigens frage ich mich auch, ob man existieren mit Leben gleichsetzen kann. In vielen Persönlichkeitslektüren wird ja erklärt, dass beides bestimmt nicht eins ist. Existieren ist die niederste Form, etwas, was alle Lebewesen gemeinsam haben. 
Leben dagegen soll ja eher ein aktiver Prozess sein, bei dem man sein Leben gestaltet. Leben hat also etwas mehr Menschliches, während existieren sich auch auf Dinge bezieht, die vielleicht nicht lebendig sind, wie Gegenstände. Ich finde die Unterscheidung deswegen wichtig, um überhaupt zu wissen, ob man nach dem Tod einfach nur existiert oder eben lebt. Denn Dinge existieren auch, die sich nicht verändern. Folglich entwickeln sich bestimmte Dinge nicht, sie bleiben gleich, sie altern nicht. Ich denke an alle unbelebten Dinge auf der Welt, ob natürlicher oder unnatürlicher Art. Doch Leben, das muss man auch definieren, impliziert Veränderung und Entwicklung, während Existieren das nicht unbedingt haben. Existieren meint einfach nur, etwas ist vorhanden ob lebend oder nicht. Somit steht Existieren zwar dem Leben näher, aber tendiert auch in Richtung Tod, als der Endzustand. Tod, so will man meinen, ist der ewige Stillstand. Aber warum denken wir das? Wir können es natürlich anhand der Leichen und toten Körper sehen. Der Körper hört auf zu leben, das Gehirn stirbt auch. Folglich bleibt nichts mehr erhalten. Aber wer sagt nicht, dass es nicht eine Art Seele gibt, die man nicht sehen kann und durch die man weiterleben kann? Das geht dann schon mehr in Richtung Religion und Spiritualität.

Man kann also nicht nur unterscheiden zwischen Existenz und Nicht-Existenz, sondern auch zwischen Leben und Existieren. Dass bedeutet, dass man vielleicht auch als etwas Lebloses weiter existiert, was irgendwo auch vom Buddhismus erkannt wurde. Nun frage ich mich aber, ob es jenseits dieser Beschränkungen andere Formen des Seins gibt. Mir ist aufgefallen, dass die Welt aus unserer Perspektive sehr dualistisch geprägt ist. Man ist nur tot oder lebendig. Gibt es auch etwas dazwischen? Oder jenseits von tot und lebendig? So etwas wie einfach nur existieren? Oder etwas ganz Anderes? Nur weil die Menschen vieles wissen, muss das nicht bedeuten, dass sie sich niemals irren oder das es Dinge gibt, die für uns unbegreiflich sind. Wie beispielsweise die Nicht-Existenz. 
Das Kuriose ist doch, dass jeder Mensch eine sehr sehr lange Zeit nicht existiert hat. Nämlich bevor er geboren wurde. Somit ist die Nicht-Existenz nicht nur etwas nach dem Leben, also in Form des Todes, sondern auch vor dem Leben. Wie würde man das bezeichnen? Der Vortod? Darüber hat man sich bestimmt viel weniger Gedanken gemacht als über den Tod selbst. Demnach würde ich sagen, dass die Nicht-Existenz ein Oberbegriff ist und der Tod eine Art Unterform, aber beides nicht unbedingt gleichzusetzen sind. Natürlich könnte Tod die Nicht-Existenz meinen, muss es aber nicht. Aber jetzt frage ich mich, ob man das Nicht-Existieren vor der Geburt und nach dem Tod als ein und dasselbe betrachten muss? Genau genommen, eigentlich schon, wenn es keine Unterschiede gibt. Der einzige Unterschied zu dem Nicht-Existieren nach dem Tod ist ja, dass man ein Leben hinter sich hatte. Nun fragt man sich ob man das, was man aus dem Leben erhalten hat, weiter mitnehmen kann, wenn man vielleicht doch weiter existiert. Aber dazu später mehr.

Ein drittes, was mir einfällt ist auch die Angst vor dem Sterben an sich. Wir fürchten uns vielleicht vor den Schmerzen, wenn wir nicht unbedingt in Schlaf verfallen und damit noch angenehm unseren Tod finden. Aber man kann auf verschiedenen Arten sterbe, manche sind qualvoll. Aber um genau zu sein, sterben wir bereits, wenn wir geboren sind. Wir sterben im Laufe unseres Lebens immer mehr. Dadurch kann man das Altern bereits als letzte Stufe des Sterbens sehen, da sieht man es besonders. Je älter wir werden, desto näher kommen wir dem Tode. Wir können unseren Sterbeprozess nicht aufhalten, es sei denn, die Wissenschaft wird irgendwann einmal einen Weg finden, bei dem Menschen unendlich leben können wie z.B. den Geist in Roboter transferieren oder den Körper ewig haltbar machen. Aber das gehört noch der weiten Zukunft an.

Jedenfalls um noch mal auf den Punkt zurück zu kommen, ob das, was man im Leben erreicht hat, eigentlich komplett sinnlos ist. Denkt man an das Jüngste Gericht und ist man auch christlich, würde man meinen, dass das, was man im Leben an Gutem und Schlechtem vollbracht hat, entscheidet, ob man in Himmel oder in die Hölle kommt. Dadurch legt man also besonders großen Werten, möglichst gut zu leben und Schlechtes zu vermeiden. Dass was man im Leben tut, denkt und fühlt, spielt für das Nachleben eine große Rolle. Ähnlich das Karma-Prinzip im Zusammenhang mit Wiedergeburt im Buddhismus. Auch hier zählt möglichst viel Gutes und wenig Schlechtes. Doch entfernt man sich von diesen religiösen Vorstellungen und denkt rein rational, dass man nach dem Tod einfach nicht mehr existiert, dann stellt man sich die Frage: Wozu lebe ich überhaupt? Was für einen Sinn hat es, was ich jetzt tue, wenn ich am Ende doch sterbe? Klar, wenn man denkt, man existiert dann sowieso nicht mehr, könnte man sein Leben verschwenden. Wozu also die Mühe, wenn sich das am Ende nicht lohnt. 
Aber man sollte sich nicht fragen, wo der Sinn des Lebens steckt, sondern dem Leben einen Sinn geben. Denn auch wenn alles, was wir tun, für nach dem Tod nicht wichtig ist, beeinflussen wir unsere Gegenwart und Leben, mit dem was wir tun. Alles hat doch seine Folgen. Und vor allem muss man das doch verstehen, wenn man dran denkt, dass man heute die Zukunft von morgen schafft. Mit dem Handeln und Verhalten beeinflusst man das Leben zukünftiger Menschen und Nachfahren. Wenn man nicht für sich einen Sinn im Leben findet, dann sollte man eventuell in Betrachtet den Sinn in den anderen zu sehen. Etwas für andere zu tun, ob nun für Menschen in der Gegenwart oder Zukunft. Auch wenn man irgendwann nicht mehr lebt, waren die Taten nicht sinnlos. Sie haben ein Stückchen die Welt verändert. Man hinterlässt seine Spuren. Und diese Spuren werden vielleicht wichtig für Menschen, die nach einem folgen. Das Ganze hat auch etwas damit zu tun, sich nicht auf sich nur als Individuum zu sehen. Klar denke ich, dass mein Sinn darin verborgen ist, mich selbst zu entwickeln. Aber wenn man sich im Kontext der Gesellschaft, der Welt und des Universums sieht, ist man nur ein Zahnrädchen von vielen. Und doch kann man viel erreichen. Man tut nicht nur etwas für sich, sondern für die ganze Welt. Man sollte also keinen Tunnelblick haben und das Leben nur für sich leben, sondern für die Welt an sich. Man kann anderen Gutes tun, für spätere Generationen sorgen und auch die Natur beeinflussen.

Einige Vorstellungen besagen, dass man nach seinem Tod zwar alles Materielle und Mitmenschen nicht mitnehmen darf, dass Einzige, aber was bleibt, der eigene Geist ist. Also alles, was uns als Menschen innerlich ausmachen. Die körperliche Hülle stirbt, doch das Innerste bleibt erhalten.  Und hier komme ich zu einer weiteren Lebensweisheit: Nämlich, dass man im Leben nicht für das Materielles und Vergängliches kämpfen und leben sollte. All das spielt nach dem Tod sowieso keine Rolle, denn man wird auf eine spirituelle Ebene versetzt. Daher sollte man im Leben nicht das Ziel haben, möglichst viel Reichtum zu haben, möglichst viel zu besitzen, oder den Selbstwert vom Status und der sozialen Zugehörigkeit abhängig machen. All das nützt uns am Ende sowieso nicht mehr. Das Einzige, wo wir wirklich investieren sollten sind Erfahrungen und Erlebnisse, die uns prägen. Wir sollten unsere Persönlichkeit weiter entwickeln. Fähigkeiten trainieren, Wissen erwerben und vor allem viel Liebe geben und nehmen. Und wir sollten unsere Träume verwirklichen und Ziele erreichen. Das ist es, worauf es im Leben im Kern ankommt. Das sind Dinge, die kann einem niemand nehmen, selbst der Tod nicht, wenn man davon ausgeht, dass man in einer spirituellen Form weiterleben kann.


Das ist im Übrigen eine Einstellung oder Vorstellung, die ich ebenfalls teile. Natürlich denke ich irgendwo, dass das Leben aufhört und ziehe es in Betracht nicht mehr zu existieren. Aber es nützt nichts sich darum Gedanken zu machen. In meinem jetzigen Zustand kann ich sowieso mir so etwas nicht vorstellen. Und ich denke auch, dass es nichts bringt, sich die ganze Zeit um den Tod zu kümmern. Der Tod stellt einen Endpunkt im Lebe dar, aber er zeigt auch, wie wichtig es ist, dass man sein begrenztes Leben so gut wie es geht lebt. Weil ich weiß, dass ich sterben werde, aber eben die Chance erhalten haben ein Leben führen zu dürfen, werde ich versuchen es so gut wie es geht zu tun. Ich werde an der Vorstellung festhalten, dass man irgendwo doch spirituell weiter existieren kann und dass das was man im Leben innerlich an Reichtum gewonnen hat, wichtig bleibt. 
Darum geht es mir dann auch bei der Persönlichkeitsentwicklung. Es hilft natürlich sich zu vergegenwärtigen, dass man jederzeit sterben kann. Aber ich denke, es kommt darauf an wie man umgeht. Man kann aufgrund dieser Erkenntnis ständig Angst haben, unfähig wirklich zu leben. Man kann diese Erkenntnis aber auch zum Positiven verwenden, indem man akzeptiert, dass das Leben irgendwann vorbei ist, als Hinweis, dass man das Leben so gut wie es geht gestaltet. Man kann es auch als Erinnerung sehen, es akzeptieren und lernen, besser damit umzugehen. Man kann auch den Tod an sich nicht als etwas Beängstigendes auffassen, sondern als etwas Natürliches, was eventuell auch die Chance auf einen Neuanfang bringt. Man bedenke, selbst wenn man nicht mehr existiert, ist es nichts, wovor man Angst haben sollte. Jeder Mensch hat die Erfahrung doch eigentlich schon mal gemacht, bevor er geboren wurde.

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