Schon seit Anbeginn der
Menschheit befassen wir uns mit der fundamentalen Frage nach dem eigenen
Lebenssinn. Ich habe mich dieser Frage ebenso gestellt, aber in diesem Beitrag
soll es nicht um mich gehen, sondern warum der Mensch überhaupt so etwas wie
einen Sinn braucht. Dabei will ich mich nicht nur auf den Lebenssinn
beschränken, sondern mich mit dem Sinn im allgemeinen befassen. Denn er ist
allgegenwärtig und leitet uns stetig, ohne, dass wir ständig darüber nachdenken.
Er ist für uns Menschen extrem wichtig und ich glaube auch nur für uns.
Was ist denn überhaupt „Sinn“? Erst einmal besitzt das Wort mehrere
Bedeutungen. Ich kann auch von dem Sinn sprechen und meine damit unsere
wichtigen Körperorgane der Wahrnehmung. Dann meine ich den physischen Sinn, mit
dem die Welt erfahren. So sehr unterscheidet sich aber diese Definition nicht
von jener, von der ich ausgehe. „Sinn“ ist zunächst einmal etwas Abstraktes,
was in unserem Kopf existiert. Es ist ein von Menschenhand gemachtes Konstrukt.
Wir verwenden das Wort gerne mal im alltäglich, insofern ist es so
gebräuchlich, dass wir uns darüber keine Gedanken machen. Öfter fällt mal
Phrasen wie: „Das macht doch keinen Sinn!“ „Das ergibt doch keinen Sinn!“ „Das
ist schon sinnvoll.“ „Ohne Sinn und Verstand.“ „Du bist doch von Sinnen!“ Mit
diesen Phrasen möchte ich die Komplexität des Wortes und dessen Bedeutungen
ergründen.
Zu dem ersten, das macht doch
keinen Sinn, lässt sich sagen, dass Sinn hier als Zweck oder Nutzen verstanden
wird. Wir verwenden das Wort, weil wir damit ausdrücken, dass ein bestimmtes
Vorhaben so nicht möglich ist. Dass das, was wir machen wollen, nicht klappen
kann. Sinn wird also qualitativ als Nutzen oder Wahrscheinlichkeit der
Machbarkeit einer Sache aufgefasst. Wir meinen also, dass etwas nutzlos ist,
dass es so nicht klappt. Es steht für eine Situation gegen die wir nichts
unternehmen können. Wir sind unserer eigenen Machtlosigkeit ausgeliefert. Wenn
wir das Ganze umdrehen und sagen „Das macht Sinn!“ Dann kommt uns vielleicht
eine zündende Idee, wie wir ein Problem lösen können. Sinn entspricht dann also
der Lösung.
So ähnlich kann man auch den
zweiten Satz verstehen. Hier geht es mehr um Verständnis und Logik. Wenn etwas
keinen Sinn macht, bedeutet es, dass es widersprüchlich ist, dass man es nicht
erklären kann. Jemand erklärt einem etwas und wir halten es für Unsinn. Unsinn
ist so etwas wie eine Blödheit, ein Witz, etwas, was man nicht ernst nehmen
kann. Wir verwenden die Phrase, weil wir erklären, dass wir etwas nicht
verstehen, es fehlt uns an Verständnis und Logik. Es muss nicht an uns liegen,
es kann auch die Sache selbst sein, oder wie diese behandelt wird, was ohne
Sinn ist. Auf jeden Fall hat es etwas
mit dem Verstand zu tun. Wir versuchen etwas zu begreifen, scheitern aber aus
unterschiedlichen Gründen daran. Sinn ist also hier nicht auf den körperlichen
Bereich, sondern den geistigen bezogen.
Auch hier ist wieder eine Wertung, die mitschwingt. Genauso wie bei der
dritten Phrase, wenn wir etwas für sinnvoll erachten, dann empfinden wir es als
vernünftig und gut. Es hat einen Nutzen, einen Zweck und eine Bedeutung.
Wenn ich jetzt aber sage, dass
jemand ohne Sinn und Verstand etwas tut oder von Sinnen ist, bedeutet es, dass
jemand etwas ohne Vernunft tut, er hat auch keinen wirklichen Grund. Und da
hätten wir den nächsten Aspekt. Sinn kann auch als ein Grund verstanden werden.
So etwas beim Lebenssinn, er ist für mich der Grund zum Leben. Es geht hier um
die eigene Motivation, die eigenen Ziele und Vorstellungen. Wenn wir uns selbst
fragen: Was hat das für einen Sinn? Dann fragen wir uns, was bringt uns das?
Welche Vorteile gibt es für uns? Wozu soll das gut sein? Da überschneiden sich
Sinne und Gründe.
Manchmal verwenden wir Sinn auch
synonym zu Bedeutung. Die Bedeutung ist ebenfalls abstrakt. Wir sprechen ab und
zu über Bedeutungen von Wörtern. Also, das was sie inhaltlich umfassen, was sie
meinen. Wörter tragen bestimmte Inhalte, die wir dann als Bedeutung begreifen. Wobei
es doch einen großen Unterschied zwischen Bedeutung und Sinn gibt. Für mich
wäre Sinn eher etwas, was ich nicht auf ein einzelnes Wort, sondern auf ganze
Sätze oder Texte übertragen würde. „Der Satz ergibt keinen Sinn.“ Meint zum
einen, dass der Satz so nicht verständlich ist, vielleicht auch weil er einfach
falsch ist sowohl inhaltlich als auch grammatikalisch.
Nun aber zu der großen Frage,
warum wir denn überhaupt so etwas wie Sinn brauchen. Ich erkläre es damit und
stelle die Behauptung auf, dass der Mensch ein sinnbegabtes Wesen ist. Er
braucht den Sinn für sein Leben und für sein Denken und Handeln. Wie wir
gesehen haben, ist Sinn in unserem Alltag fest verankert. Das Schlüsselwort ist
Verständnis. Wir brauchen Sinn einerseits, um die Welt wirklich zu begreifen.
Der Mensch ist mit Vernunft und Verstand beschenkt worden und er versucht die
Welt zu ergründen. Er beobachtet, forscht und stellt Fragen. Und eine der
wichtigsten Fragen ist „Warum?“ Und dahinter verbirgt sich dann das, was Sinn
bedeutet. Sinn ist die Antwort auf das Warum. Oder anders gesagt, um unsere
Welt zu verstehen, brauchen wir Sinn. Wenn uns alles sinnlos erscheint, können
wir nicht zurechtkommen. Es fehlt uns an Verständnis.
Aber noch viel mehr brauchen wir
Sinn, wenn es um unser eigenes Handeln geht. Handeln unterscheidet sich von
Verhalten, weil es mit Sinn behaftet ist. Wir können erst handeln, wenn wir
auch einen bestimmten Zweck verfolgen, ein Ziel haben. Wir tun etwas, um etwas
anderes zu erreichen. Manchmal tun wir Dinge auch ihrer selbst willen, aber auch
da handeln es sich um sinnhaftes Verhalten. Eigentlich steckt hinter jeder
Handlung ein Sinn oder ein Grund. Hier hätten wir wieder die Gleichsetzung von
Sinn mit Grund. Weil der Mensch vorausschauend ist, sich eine Zukunft
vorstellen kann, weil er planen kann, braucht er auch einen Sinn.
In vielen Fällen ist der Grund,
dass wir uns eine Handlung etwas nützt. Sie bringt uns einen Vorteil, sie macht
uns zufrieden, wir erfüllen damit einen bestimmten Zweck. Hier ist Sinn also
ganz rational einfach der Nutzen. Der Mensch als rationales Wesen handelt meist
so, dass ihm etwas Positives widerfährt und er Negatives abwenden kann. Damit
wir aber überhaupt wissen, ob sich etwas als sinnvoll erweist oder nicht,
müssen wir uns diese Frage erst stellen. Die Handlung wird geistig also schon
vorbereitet, wir wägen ab, welche Gründe es gibt, etwas zu tun. Macht es Sinn,
etwas zu tun? Es geht überhaupt auch um Gründe, die als Oberbegriff auch über
dem Nutzen steht. Unser Handeln wird ja nicht von Zwecken allein geleitet, auch
von Gefühlen oder anderen Motiven.
Gründe sind Intentionen, Motive,
Vorhaben, Ziele und Wünsche, allgemein gefasst als die inneren Empfindungen und
Gedanken, die unser Verhalten leiten. Es muss für uns plausibel sein, weswegen
wir etwas tun. Etwas ohne Grund zu machen ist eben eine sinnlose Tat. Eine Tat,
die keinen Zweck erfüllt und auch nicht nützlich ist.
Wenn wir uns also mit der
Sinnfrage beschäftigen, gehen wir in die Abgründe des Menschen und erforschen
dessen Innenleben.
Ich denke, dass die Suche nach
dem Sinn nicht nur bedeutet, dass wir versuchen die Welt zu verstehen, sondern
auch uns selbst und andere Menschen. Es geht natürlich auch um die fundamentale
Frage nach dem „Warum bin ich denn auf der Welt?“ Auch hier suchen wir nach
Gründen und nach Zwecken, die wir erfüllen. Das tun wir, indem wir bewusst uns
mit einer möglichen Lebensaufgabe befassen. Aber der Lebenssinn kann noch viel
umfangreicher und vielseitiger sein. Es kann sich auch um ein Seinsziel
handeln, dass man sich selbst verwirklichen will, ein bestimmter Mensch sein
möchte. Oder etwas, was einen überdauert, erschaffen will. Es gibt so viele
unterschiedliche Facetten. Ich denke auch, dass wir deswegen so sehr nach einem
Lebenssinn streben, weil wir Angst vor unserer eigenen Vergänglichkeit haben.
Dann können wir uns vollkommen auf unseren Lebenssinn konzentrieren und nicht
über unser eigenes Ende nachdenken. Die Erkenntnis unserer eigenen
Vergänglichkeit macht uns große Angst, wir wollen nicht, dass wir umsonst
gelebt haben. Sinnsuche bedeutet also die Flucht vor dem Nichts und der
Endgültigkeit. Wenn wir schon sterben, dann nicht umsonst. Unser Leben soll
Spuren hinterlassen, die uns überdauern und von unserer Existenz bezeugen. Wir
fragen uns, warum sind wir in der Welt, wenn wir sowieso irgendwann sterben.
Was hat das für einen Zweck, dass wir überhaupt leben? Dann könnten wir doch
gleich sterben, wenn es keinen Grund für unser Dasein gibt. Weil der Mensch
eben Gründe braucht, um alles zu verstehen und auch zu handeln, braucht er für
seine eigene Existenz dass er etwas wert ist.
Ich glaube darin liegt ein
weiterer Ansatz für unsere Sinnsuche. Wir wollen damit bestätigt bekommen, dass
wir überhaupt etwas Wert sind. Wir wollen unser Selbstwertgefühl bewahren und
nicht als jemand sterben, der niemand ist. Denn sonst wären wir einer von
vielen Menschen, die leben und wieder sterben. Wir wollen das Beste aus unserem
Leben machen und jemand Einzigartiges werden. Indem wir einen Lebenssinn
finden, finden wir auch den Beweis, dass es gut war, dass wir gelebt haben, so
wie wir sind. Der Lebenssinn ist ja schon etwas sehr Individuelles und
Persönliches. Ich habe etwas im Leben geleistet, wofür ich stolz bin. Ich habe
eine Aufgabe gehabt, die mir Zufriedenheit und Anerkennung gegeben hat. Damit
wollen wir uns selbst sagen, dass wir gut gelebt haben.
Sinnsuche hat viel mit
Selbstfindung zu tun. Wir suchen nach Sinnen, also nach Dingen, die uns am
Leben erhalten, wofür es sich zu leben lohnt. Allgemein kann man sie als Werte
bezeichnen. Wir erforschen, welche Gründe, Motive und Werte uns leiten. Wir
wollen auch uns selbst besser verstehen. Wollen erfahren, was uns antreibt, was
uns berührt. Und das schaffen wir, indem wir uns mit uns selbst beschäftigen.
Außerdem trägt der eigene
Lebenssinn auch sehr dazu bei, dass wir glücklich werden. Es ist nicht unser
Lebenssinn per se, Glück zu erreichen, aber wenn wir etwas haben, wofür wir
brennen, was uns vollkommen erfüllt, dann sind wir glücklich. Es ist ein
dauerhaftes Glück und nicht das vergängliche, denn wir tun ja etwas oder sind
jemand, das kann uns niemand mehr nehmen. Sinn gibt uns Stabilität, etwas wofür
wir dankbar sein können. Wir können daraus unser Glück ziehen und sind nicht
mehr an äußere Umstände gebunden.
Wenn wir einen Lebenssinn gefunden
haben, können wir alles schaffen und alles verkraften. Denn ein erfülltes Leben
bedeutet nicht, dass wir keinen Schmerz, keine Angst und keine Trauer
empfinden. Eine erfülltes Leben bedeutet, dass wir einen Lebenssinn gefunden
haben. Etwas wofür es sich zu leben gelohnt hat. So können wir auch die
schwersten Zeiten durchstehen. Schicksalsschläge überwinden. Wir such auch
deswegen Sinn in negativen Dingen, weil wir dann besser damit zurecht kommen.
Wir können dann etwas Positives finden. Denn alles hat etwas Positives und
Negatives in sich. Die Sinnsuche erleichtert uns, Dinge aus einer anderen
Perspektive zu sehen. Aus Erfahrungen zu lernen und zu wachsen. Sinnsuche ist
wichtig, weil sie uns Entwicklung ermöglicht. Das alles hat einen Sinn gehabt,
selbst die schlechten Erfahrungen haben uns etwas gelehrt. Damit fördern wir
auch unser positives Denken. Auch hier verstehen wir Sinn als etwas, was Wert
hat und nützlich ist. Indem wir den negativen Dingen einen Grund, Zweck oder
Nutzen zuschreiben, verwandeln wir sie in ambivalente Dinge, die auch positiv
sein können.
Schlussendlich dient uns der Sinn
auch als eine Art Orientierung, wie ich es schon an anderer Stelle erwähnt
habe. Sinn manifestiert sich in Motiven, Zielen, Träumen und Werten. Der Sinn
ist wie ein Wegweiser, der uns ein Leben lang begleitet. Er bringt uns auf den
richtigen Pfad. Was will ich vom Leben? Wer will ich sein? Was möchte ich
erreichen? Aus diesen Fragen ergibt sich die Sehnsucht nach dem Sinn.
Abschließend lässt sich also sagen, dass die Suche nach einem oder
mehreren Sinnen für den Menschen wirklich maßgebend ist in vielen
Lebensbereichen. Sinn hat viel mit Zwecken, Nutzen, Wert, aber auch mit
Verstehen und eigenes Denken und Handeln zu tun. Wir wägen auch im Vorfeld ab,
inwiefern bestimmte Handlungsweisen sinnvoll sind. Damit planen wir und stellen
uns vor, wie etwas sein könnte. Insofern ist die Sinnsuche besonders bei
alltäglichen Entscheidungen sehr wichtig, vor allem, wenn wir uns auch zwischen
Alternativen entscheiden müssen. Nicht zuletzt zeigt sich auch körperlich, wie
wichtig Sinn für uns ist. Ohne unsere Körpersinne könnten wir nicht sehen,
hören, fühlen, riechen. Sinne sind unsere Brücke sowohl physisch als auch
psychisch zu unserer Welt und den anderen Menschen. Wir könnten nicht mehr
überleben. Genauso brauchen wir Sinn, um die Welt zu verstehen und in ihr
zurechtzukommen. Der Sinn leitet uns sowohl im Alltag als auch auf unserem
Lebensweg an sich als großer Lebenssinn. Ein Leben ohne Sinn wäre leer und Sinn
dient uns auch, uns selbst besser zu verstehen. Sinn zu suchen und zu finden,
ist für den Menschen lebensnotwendig, existenziell. Sinn hilft uns, alles zu
begreifen, zu handeln, aber auch mit Problemen und Schwierigkeiten zurecht zu
kommen. Sinn ist sehr wichtig, wenn wir auch zufrieden mit dem Leben sein
wollen.
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